Peter Wyden - Stella
Erster Satz: Stellas Tochter lebt als Krankenschwester in Israel, ist fast fünfzig, drahtig, angespannt, immer auf der Hut vor lauernden Gefahren, wie ein Reh.
Ich habe jetzt lange gezögert, etwas über dieses Buch zu schreiben. Der Grund: Stella Goldschlag, deren Geschichte hier erzählt wird, ist keine Fiktion, sondern hat während des 2. Weltkriegs zahllose untergetauchte Juden an die Nazis verraten.
Das Buch hatte mich insbesondere deshalb interessiert, weil Stella in mehreren Büchern als die große Angst der Protagonisten genannt wurde - wenn ich mich nicht irre z.B. in "Aimée und Jaguar".
Stellas Geschichte wiederum hat mir nun keinerlei Aha-Effekt gebracht. Der Autor, der in der Schule für die blonde Jüdin geschwärmt hatte, hat sich um Neutralität bemüht; man findet hier also weder eine Hetzrede noch eine Gegendarstellung. Die nüchterne Darstellung ist allerdings nicht besonders meinungsgestaltend. Damit meine ich, dass die gleiche Geschichte als Roman sehr packend und emotional hätte sein können, was dem Wahrheitsgehalt zuliebe hier nun nicht so zutrifft.
Dennoch ist es eine teilweise durchaus spannende, wenn auch ziemlich distanzierte Erzählung über ein ungewöhnliches "Judenschicksal", das allerdings ab und zu durch die persönlichen Erfahrungen Wydens in der amerikanischen Armee unterbrochen wird.
Unbestritten ist natürlich, dass Stella Hunderte, wenn nicht Tausende in den Tod geschickt hat. Das ist der bittere Nachgeschmack dabei, wenn man versucht, dieses Buch zu bewerten. Selten wurde diese Seite der Naziverbrechen so dargestellt.
WingedSweetness - Montag, 5. Januar 2009, 22:38 - in Kategorie: Kaffee beim Lesen
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