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14
Jul
2008

José Saramago - Die Stadt der Blinden



Erster Satz: Das gelbe Licht leuchtete auf.

Wow! Ich bin total hin und weg von diesem Buch. Der Inhalt:
Ein Mann wartet in seinem Auto darauf, dass die Ampel grün wird. Dann ist er plötzlich blind. Nicht das klassische "blind", denn er sieht nicht alles schwarz sondern weiß. Der Mann, der ihn nach Hause fährt, erblindet ein paar Stunden später. Ebenso der Taxifahrer, der den Blinden und seine Frau zum Augenarzt bringt. Auch die genannte Frau, der Augenarzt und sämtliche Patienten, mir denen er das Wartezimmer teilte, erblinden. Wie eine Epidemie zieht sich die Blindheit durch die Gesellschaft und die Regierung reagiert mit Quarantäne.
Die Bedingungen dort sind furchtbar: Niemand wagt es, den Blinden zu nahe zu kommen, darum siechen die Ärmsten ohne Hilfe dahin. Unregelmäßig bekommen sie Essen vor die Tür gestellt, das selten reicht und normalerweise nicht sonderlich fair aufgeteilt wird - zählen fällt schwer, wenn man blind ist, da ist es unanständig einfach, sich eine Kiste mehr unter den Nagel zu reißen. Die Irrenanstalt, die zweckentfremdet wurde, verwandelt sich in Tagen in ein Dreckloch. In dieser Extremsituation kommt schnell das Schlechteste im Menschen an die Oberfläche.
Aber, und hier kommt der Knackpunkt, es gibt in dieser Quarantäne eine Sehende. Die Frau des Augenarztes wollte ihrem Mann nicht von der Seite weichen, obwohl die Blindheit sie nicht befallen hat. Das muss allerdings geheim bleiben, denn ansonsten werden sich über 200 Hilflose rund um die Uhr von ihr versorgen lassen.

Ich muss zugeben, in den ersten zwei Mittagspausen mit diesem Buch fragten mich meine Kolleginnen: "Was guckst du denn so irritiert?" Und ich antwortete: "Mein Buch ist komisch."
Tatsächlich ist die Story ungewöhnlich, noch überraschender ist allerdings der Schreibstil. Für Dialoge, ja selbst für Diskussionen, werden keinerlei Anführungszeichen benutzt. Die Antworten werden nur mit Kommas aneinandergereiht, die andere Partei nur dadurch gekennzeichnet, dass ihr Satz nach dem Komma mit einem 7da9fd734700953c754b21a292a6e30aGroßbuchstaben beginnt. Es liest sich, als bekäme man es vorgelesen - als wäre man selber blind. Das Buch bietet schon allein deshalb keine Verschnaufspause, kein Zögern zwischen zwei Antworten, denn ansonsten verliert man sich völlig in den teilweise seitenlangen Sätzen. Aber dieses Buch ist superspannend. Lest es!

Simon Becket - Die Chemie des Todes



Ein toller Thriller! Zwei Tage lang hockte ich auf dem Sofa und wimmerte "Ich weiß nicht, wer der Mörder ist!!"
Das Buch hat echt Spaß gemacht, auch wenn einige Beschreibungen so ganz und gar nicht für die Mittagspause geeignet waren. Lesen!

Aldous Huxley - Schöne neue Welt



Erster Satz: Chronische Zerknirschung, darin sind sich alle Moralisten einig, ist ein höchst unerfreulicher Gemütszustand.

Nicht meine Lieblingsdystopie. Liest sich recht flott, aber war für mich kein Highlight.
Ehrlich gesagt kann ich nicht mal sagen, was mich daran stört. An der Idee, eine Gesellschaft ohne Emotionen zu formen, kann es nicht liegen - ich liebe "Equilibrium". Die Geschichte tröpfelt bloß so vor sich hin, habe ich den Eindruck und die Glorifizierung Shakespeares bringt keinen Ausgleich dafür. Sorry.

Joanne Harris - Chocolat



Erster Satz: Wir kamen zu Karneval an, mit dem warmen Februarwind, der den Duft von am Straßenrand gebratenen Pfannkuchen, Würstchen und süßen Waffeln mit sich trug, während Konfetti von Mantelkragen und Ärmelaufschlägen rieselte und im Rinnstein herumgewirbelt wurde wie ein lächerliches Gegenmittel, mit dem der Winter vertrieben werden sollte.

Es geht um eine Frau, eine Art Hexe, die mit ihrer kleinen Tochter von Ort zu Ort zieht, dort in schnuckeligen romantischen Lädchen Schokolade verkauft bis sie wieder weiter muss. Nettes, seichtes Märchen, fröhlich, romantisch und ein bißchen esoterisch. Muss man nicht gelesen haben, schadet aber nicht.

John Irving - Gottes Werk und Teufels Beitrag



Erster Satz: Im Spital des Waisenhauses - in der Knabenabteilung von St. Cloud's, im Staate Maine - waren zwei Krankenschwestern damit betraut, den neugeborenen Babys einen Namen zu geben und nachzusehen, ob ihr kleiner Penis auch heilte.

Die Geschichte dürfte aus dem Film bekannt sein: Waise lernt Gynäkologie, wird mit Abtreibungen konfrontiert, ist dagegen, geht Äpfel pflücken (sehr symbolisch), und führt schließlich doch Abtreibungen durch.
Der Film wurde allerdings sehr abgespeckt, soweit ich mich erinnern kann. Es ist lange her, dass ich ihn gesehen habe, aber ich bin sicher dass komplette Handlungsstränge und mehrere Charaktere fehlen, die das Buch sehr lebendig machen.
Ein tolles Buch, das kann man nicht leugnen, allerdings ist die Story in der zweiten Hälfte dann doch etwas zäh und langatmig. Trotzdem: Ein verdienter Klassiker.

Von Sinnen

Ich war mit Christian und Lena ausgiebig einkaufen, als mir plötzlich klar wurde, dass wir zurück müssen, weil meine Mittagspause bestimmt schon vorbei ist. Zu allem Unglück hatte ich vergessen, wann ich sie begonnen hatte. Natürlich konnten wir aber nicht sofort zurück zur Arbeit, weil ich noch 5 Oberteile anprobieren und einen Diebstahl aufklären musste. Als wir dann schließlich auf dem Weg waren, hatte ich schon zwei unbeantwortete Anrufe von Herrn F. auf dem Handy. Da fiel mir, geistesgegenwärtig, ein, dass ich meine Mittagspause ja gar nicht überzog, denn ich hab ja heute überstundenfrei. Vermutlich wollte Herr F. nur wissen, ob die ich Datei, die bis Dienstag früh an die Kollegen gemailt werden muss, am Samstag fertig gekriegt habe. Ich hätte ihm vielleicht eine Notiz hinterlassen sollen. Ich versuchte gerade, ihn zurückzurufen, als ich plötzlich von einer Kettensäge überfallen--- ...äh, von einer elektrischen Heckenschere geweckt wurde.
Was fangen die Nachbarn auch schon um 10 Uhr morgens mit der Gartenarbeit an?!

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Mocca

1 Löffel Tourismus, 2 Löffel Schatz, ein großer Schuss Koffein - gut aufgeschäumt servieren!

Ach ja...

Wer Fotos von mir verlinken oder nutzen möchte, bekommt bestimmt eine Erlaubnis - aber fragt mich vorher!
 
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